BBL Fortsetzung ohne Bonn – aber vielleicht in Bonn?
Die Teams der Basketball Bundesliga haben sich für die Fortsetzung der Saison in einem Turniermodus mit 10 Teilnehmern entschieden.
28.04.2020 | BBL
Foto: Gero Müller-Laschet
Dies wurde am Montagabend (27. April 2020) bekannt gegeben. Der einzige NRW-Verein, die Telekom Baskets Bonn, werden bei dem Turnier nicht dabei sein, dafür aber FC Bayern München Basketball, MHP RIESEN Ludwigsburg, HAKRO Merlins Crailsheim, ALBA BERLIN, EWE Baskets Oldenburg, RASTA Vechta, Brose Bamberg, BG Göttingen, ratiopharm ulm und die FRAPORT SKYLINERS.
Gespielt wird nach spanischem Vorbild – hier hat die Liga bereits vor über einer Woche ein solches Turnier angekündigt – mit zwei 5er Gruppen, in denen jeder gegen jeden spielt. Anschließend wird das Viertel- und Halbfinale sowie das Finale über Kreuz in einem angepassten Play-Off-Modus ausgetragen. Diese Turnierform wird sich auf ca. 3 Wochen verteilen. Vorab werden entsprechend Vorbereitungs- und Trainingszeiten einkalkuliert.
Ziel der BBL ist es nach wie vor, die Saison spätestens zum 30.06.2020 abzuschließen. Das gesamte Konzept sieht vor, dass alle Schritte von den Gesundheitsbehörden abgenommen werden müssen – ähnlich, wie bei der Fußball Bundesliga.
Telekom Baskets Bonn Präsident Wolfgang Wiedlich erklärt, wieso Bonn sich gegen eine Teilnahme entschieden hat: „Jeder BBL-Standort hatte die Wahl mitzumachen oder nicht, und jeder hat andere Gründe dafür oder dagegen. Aber unser Alleinstellungsmerkmal in der Liga, die eigene Großarena, prägt in dieser Ausnahmesituation leider unsere wirtschaftliche Lage. Wir können den Telekom Dome nicht in Kurzarbeit schicken oder ihm kündigen, wir müssen die finanzielle Grundlast weitertragen.“
Was die Frage aufwirft: Wo könnte dieses Turnier stattfinden? Wäre die BBL eine Solidargemeinschaft, könnte der Standort Bonn als Turnierort ganz oben stehen: Die Telekom Baskets können direkt neben der Spielhalle ein Trainingszentrum mit drei Flächen anbieten. Der übertragende TV-Sender kommt vom gleichen Hauptsponsor und NRW präsentiert sich aktuell als sehr „lockerungswillig“.
Natürlich stehen noch einige Fragen im Raum: Was passiert mit den US-Amerikanern, deren Verträge vorzeitig aufgelöst wurden? Werden diese für einen maximal zwei Monate gültigen Vertrag zurückkehren? Ausländische Profis, die nach Deutschland einreisen, dürften zudem wahrscheinlich erstmal zwei Wochen in Quarantäne gehen müssen. Werden wir plötzlich eine große Zahl an deutschen Nachwuchsspielern sehen?
Natürlich darf man an dieser Stelle auch die Sinnhaftigkeit des Turniers in Frage stellen und bemängeln, dass andere Wirtschaftsbetriebe ebenfalls unter den aktuellen Schutzmaßnahmen leiden und, dass Test-Kapazitäten doch für Pflegepersonal – anstatt für Basketball-Spieler – genutzt werden sollten.
Die Anzahl der Teilnehmer, die getestet werden müssen, ist wesentlich überschaubarer als beim Fußball oder wesentlich überschaubarer, als wenn Ford alle Kölner Mitarbeiter testen wollen würde, um wieder Autos zu produzieren. Es bringt auch niemanden weiter, wenn der Sport gegen die Kleinunternehmer ausgespielt wird, die aktuell um ihre Existenzen bangen. Das Leben (und die Show, und der Sport) müssen irgendwie weitergehen.
Eine Konkurrenzsituation zwischen Schule und Profi-Sport bringt uns ebenfalls nicht weiter – Schulen sind seit Jahren nicht ausreichend mit sauberen Toiletten, Seife und anderen hygienischen Standards ausgestattet. Außerdem sind hier Lehrer in der Risikogruppe im Spiel und Schüler, die aufgrund Ermangelung an Wissen über die Wirkung des Coronavirus bei Jugendlichen als Versuchskaninchen missbraucht werden.
Aufgrund der aktuellen Ermangelung an Live-Sport darf man sich auch die Frage stellen, ob vielleicht das öffentlich-rechtliche Fernsehen auf den Zug aufspringt und sich dem Basketball hier eine große Chance bietet, neben König Fußball als einzige Sportart live im Fernsehen zu laufen?
Vorausgesetzt die Gesundheitsbehörden erlauben dieses Turnier, bietet sich für den deutschen Basketball eine große Chance viele Zuschauer am Bildschirm zu erreichen und den Menschen ein kleines bisschen Ablenkung vom täglichen Nachrichten-Wahnsinn zu bieten.